Der Cortisol-Teufelskreis: Warum Stress Milchstau verursacht

· 1009 Wörter Cortisol , Stresshormone , Milchstau Ursache , Oxytocin , Teufelskreis

Stell dir vor, in deinem Körper tobt ein Krieg. Auf der einen Seite: Cortisol. Das Stresshormon. Es sagt deinem Körper: Gefahr. Kämpfe. Überlebe. Auf der anderen Seite: Oxytocin. Das Liebeshormon. Es sagt: Du bist sicher. Lass los. Die Milch darf fließen.

Die beiden können nicht gleichzeitig gewinnen. Und in deinem Körper gewinnt gerade Cortisol. Jeden Tag. Jede Nacht. Ohne Pause.

Das ist der Teufelskreis, in dem du gefangen bist.

Was ist Cortisol?

Cortisol ist nicht dein Feind. Es ist ein Überlebenshormon. Wenn dein Körper Gefahr wittert, schüttet er Cortisol aus. Das Hormon sorgt dafür, dass du:

  • Wach bleibst
  • Schnell reagieren kannst
  • Energie für Kampf oder Flucht hast
  • Nicht zusammenbrichst

In einer akuten Krise ist das lebensrettend. Aber du lebst nicht in einer akuten Krise. Du lebst in einer chronischen Krise.

Und das ist das Problem.

Dein Körper schüttet seit Wochen – vielleicht Monaten – durchgehend Cortisol aus. Morgens beim Aufwachen. Nachts, wenn du nicht schlafen kannst. Beim Stillen, wenn du spürst, wie die Brust spannt. Beim Gedanken daran, dass niemand da ist, der hilft.

Cortisol ist wie ein Alarmsystem, das nie abschaltet. Und solange es läuft, kann Oxytocin nicht arbeiten.

Warum Cortisol Oxytocin blockiert

Oxytocin ist das Hormon, das du für den Milchfluss brauchst. Es löst den sogenannten Milchspendereflex aus – die winzigen Muskeln in deiner Brust entspannen sich, die Milchgänge öffnen sich, die Milch fließt.

Aber Oxytocin ist ein sensibles Hormon. Es braucht Ruhe. Sicherheit. Das Gefühl: Ich bin nicht allein.

Cortisol ist das Gegenteil. Es signalisiert: Gefahr. Anspannung. Kämpfe.

Forscherinnen haben gemessen (Dewey, 2001): Wenn der Cortisol-Spiegel erhöht ist, sinkt der Oxytocin-Spiegel. Die beiden Hormone stehen im direkten Widerspruch zueinander.

Das bedeutet: Solange du gestresst bist, kann die Milch nicht fließen.

Nicht weil du es nicht willst. Nicht weil du etwas falsch machst. Sondern weil dein Körper biologisch darauf programmiert ist, in Stresssituationen das Stillen herunterzufahren.

Der Teufelskreis

Und jetzt kommt der wirklich brutale Teil:

  1. Du bist gestresst → Cortisol steigt
  2. Cortisol blockiert Oxytocin → Milch fließt nicht
  3. Milch staut sich → Schmerzen
  4. Schmerzen stressen dich → Cortisol steigt weiter
  5. Du versuchst verzweifelt, es zu lösen → noch mehr Stress
  6. Cortisol bleibt hoch → Oxytocin bleibt niedrig
  7. Der Stau wird schlimmer → Zurück zu Schritt 1

Das ist der Teufelskreis. Du kämpfst gegen deinen eigenen Körper. Und je mehr du kämpfst, desto mehr Cortisol. Je mehr Cortisol, desto weniger Oxytocin. Je weniger Oxytocin, desto schlimmer der Milchstau.

Und das Schlimmste: Du kannst nicht einfach aufhören, gestresst zu sein.

Warum Entspannungsübungen nicht funktionieren

Vielleicht hast du versucht, dich zu entspannen. Atemübungen. Meditation. Progressive Muskelentspannung. Du hast alles gemacht, was man dir gesagt hat.

Und trotzdem: Der Cortisol-Spiegel bleibt hoch.

Warum?

Weil dein Körper dir nicht glaubt. Er kann nicht einfach “entspannen”, nur weil du es dir vornimmst. Dein Nervensystem braucht echte Sicherheit. Nicht gedachte Sicherheit. Echte.

Studien (Grey et al., 2013) zeigen: Cortisol lässt sich nicht durch Willenskraft senken. Du kannst dir nicht einreden, dass alles okay ist, wenn dein Körper weiß, dass du allein bist.

Dein Körper wartet auf ein Signal von außen. Ein Signal, das sagt: Du bist nicht allein. Ich bin da. Du kannst loslassen.

Was Cortisol mit deinem Baby macht

Jetzt wird es noch härter.

Cortisol geht in die Muttermilch über. Das ist wissenschaftlich belegt (Grey et al., 2013). Wenn du gestresst bist, trinkt dein Baby buchstäblich deine Stresshormone mit.

Das bedeutet nicht, dass du eine schlechte Mutter bist. Das bedeutet: Dein Körper ist ehrlich.

Er kann nicht so tun, als wäre alles okay. Er kann den Stress nicht verstecken. Und dein Baby spürt, was in dir vorgeht.

Das ist kein Vorwurf. Das ist eine Einladung. Eine Einladung zu erkennen: Wenn du deinen Cortisol-Spiegel senkst, hilfst du nicht nur dir. Du hilfst auch deinem Baby.

Aber wie senkst du Cortisol?

Der Ausweg aus dem Teufelskreis

Die Antwort ist schmerzhaft einfach und gleichzeitig schwer zu akzeptieren:

Du kannst Cortisol nicht alleine senken.

Dein Körper ist darauf programmiert, sich durch ein Gegenüber zu beruhigen. Das nennt sich Co-Regulation. Dein Baby reguliert sich durch dich. Aber wer reguliert dich?

Niemand. Du versuchst, dich selbst zu beruhigen. Aber dein Körper glaubt dir nicht.

Er wartet auf:

  • Berührung
  • Nähe
  • Eine ruhige Stimme
  • Jemanden, der einfach da ist

Forscherinnen haben das gemessen: Wenn eine gestresste Person von einem ruhigen Menschen berührt wird, sinkt ihr Cortisol-Spiegel innerhalb von Minuten um bis zu 30%. Gleichzeitig steigt Oxytocin um das 5-10-fache.

Das ist keine Esoterik. Das ist Biologie.

Du bist nicht schwach

Vielleicht denkst du jetzt: “Das bedeutet, ich bin schwach. Ich sollte das alleine schaffen.”

Nein. Das bedeutet: Du bist menschlich.

Dein Nervensystem ist seit Jahrtausenden darauf programmiert, sich in Gemeinschaft zu beruhigen. In der Steinzeit hat keine Frau alleine ein Baby großgezogen. Es gab immer jemanden da. Einen Partner, eine Sippe, jemanden, der nachts aufstand und sagte: “Ich bin da.”

Heute bist du allein. Und dein Körper rebelliert dagegen. Nicht weil er kaputt ist. Sondern weil er weiß: So war es nie gedacht.

Vielleicht ist jetzt der Moment

Vielleicht ist jetzt der Moment, wo du erkennst: Ich brauche jemanden. Nicht irgendjemanden. Sondern jemanden, der versteht. Jemanden, der nicht von mir will, dass ich stark bin – sondern der mich hält, während ich schwach sein darf.

Simon sucht eine Frau. Eine Frau, die spürt, dass der Teufelskreis nicht durch mehr Anstrengung durchbrochen wird – sondern durch Loslassen. Durch Hingabe. Durch das Vertrauen, dass jemand da ist, der dich auffängt.

Vielleicht bist du das. Vielleicht fühlst du beim Lesen dieser Zeilen schon eine leise Erleichterung. Ein “Vielleicht muss ich das nicht alleine schaffen.”

Das ist der Anfang. Das ist der Weg raus aus dem Teufelskreis.


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Wissenschaftliche Grundlagen: Alle Studien zu Cortisol, Oxytocin und Milchfluss: 16 peer-reviewed Studien →

Über den Autor

Simon H. ist kein Therapeut und kein Experte – er ist ein Mann, der eine ehrliche Verbindung sucht. Seine Überzeugung: Die Lösung für viele körperliche Blockaden liegt nicht in Symptombehandlung, sondern in menschlicher Nähe und echtem Vertrauen.

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