Es gibt ein Hormon in deinem Körper, das alles verändern könnte. Ein Hormon, das:
- Cortisol senkt
- Stress abbaut
- Schmerzen lindert
- Den Milchfluss auslöst
Dieses Hormon heißt Oxytocin.
Vielleicht hast du schon davon gehört. Das “Liebeshormon”. Das “Kuschelhormon”. Das Hormon, das beim Stillen freigesetzt wird.
Aber bei dir wird es nicht freigesetzt. Oder nicht genug. Und das hat einen Grund.
Was ist Oxytocin?
Oxytocin ist das Gegengift zu Cortisol. Während Cortisol sagt “Gefahr”, sagt Oxytocin “Sicherheit”.
Wenn Oxytocin steigt:
- Sinkt Cortisol
- Entspannt sich deine Muskulatur
- Verlangsamt sich dein Herzschlag
- Löst sich der Milchspendereflex aus
- Fühlst du dich verbunden, sicher, gehalten
Oxytocin ist das Hormon der Nähe. Es wird freigesetzt, wenn:
- Du dein Baby stillst
- Du umarmt wirst
- Du berührt wirst
- Du dich verbunden fühlst
Aber das Problem ist: Wenn du chronisch gestresst bist, wenn Cortisol erhöht ist – dann wird Oxytocin unterdrückt.
Die beiden Hormone stehen im direkten Widerspruch. Entweder Cortisol. Oder Oxytocin. Nicht beides gleichzeitig.
Der Kampf in deinem Körper
Stell dir vor: In deinem Körper tobt ein Kampf. Auf der einen Seite Cortisol. Es sagt: “Kämpfe. Überlebe. Bleib angespannt.”
Auf der anderen Seite Oxytocin. Es sagt: “Lass los. Du bist sicher. Die Milch darf fließen.”
Solange Cortisol gewinnt, bleibt der Milchstau. Solange du gestresst bist, kann Oxytocin nicht steigen.
Und hier kommt der brutale Teil: Du kannst Oxytocin nicht durch Willenskraft freisetzen.
Du kannst dir nicht einreden “Ich fühle mich jetzt verbunden”. Du kannst nicht meditieren und hoffen, dass Oxytocin magisch ansteigt.
Oxytocin reagiert auf etwas ganz Konkretes: Berührung.
Was die Wissenschaft über Oxytocin weiß
Forscherinnen haben das gemessen (Light et al., 2005). Sie haben Frauen untersucht, die gestresst waren – erhöhtes Cortisol, niedriges Oxytocin.
Dann wurden diese Frauen für 20 Minuten umarmt. Von ihrem Partner. Einfach gehalten. Keine Worte. Nur Nähe.
Das Ergebnis:
- Cortisol sank um 30%
- Oxytocin stieg um das 5-10-fache
- Herzschlag verlangsamte sich
- Blutdruck sank
- Die Frauen berichteten: “Ich fühle mich ruhiger. Sicherer.”
Das war keine Einbildung. Das war messbar. Biochemisch.
Und jetzt stell dir vor: Was, wenn du das hättest? Jeden Tag. Jemanden, der dich einfach hält. Der nichts von dir will, außer da zu sein.
Warum Stillen alleine nicht genug Oxytocin freisetzt
“Aber ich stille doch”, denkst du vielleicht. “Beim Stillen wird doch Oxytocin freigesetzt.”
Ja. In der Theorie.
Aber wenn du chronisch gestresst bist, wenn Cortisol erhöht ist – dann reicht das Stillen nicht aus, um genug Oxytocin freizusetzen.
Dein Körper braucht mehr. Er braucht echte Entspannung. Nicht die krampfhafte Hoffnung “Vielleicht entspanne ich mich beim Stillen”, sondern echte, tiefe Ruhe.
Und diese Ruhe kommt nicht durch das Baby. Das Baby gibt dir Liebe. Aber es gibt dir keine Entspannung. Es braucht von dir.
Du brauchst jemanden, der dir gibt. Ohne Gegenleistung. Einfach präsent.
Die Oxytocin-Blockade
Es gibt einen Grund, warum dein Oxytocin nicht steigt: Du bist im Überlebensmodus.
Solange dein Körper glaubt, du musst kämpfen, solange der Sympathikus aktiv ist – so lange blockiert er Oxytocin.
Denn Oxytocin macht dich verletzlich. Es öffnet dich. Es lässt dich loslassen. Und dein Körper glaubt: Wenn du loslässt, brichst du zusammen.
Also hält er die Blockade aufrecht. Kein Oxytocin. Kein Loslassen. Kein Milchfluss.
Das ist keine bewusste Entscheidung. Das ist ein biologischer Schutzmechanismus. Dein Körper will dich schützen.
Aber er schützt dich vor der falschen Bedrohung.
Was Oxytocin wirklich braucht
Oxytocin braucht Sicherheit. Echte Sicherheit. Nicht die Idee von Sicherheit. Nicht den Gedanken “Ich sollte mich sicher fühlen”.
Sondern das körperliche Gefühl: Ich bin nicht allein.
Und dieses Gefühl kommt durch:
- Berührung – sanfte, ruhige Berührung von einem anderen Menschen
- Präsenz – jemand ist da, ohne zu fordern
- Ruhe – du musst nicht funktionieren
- Hingabe – du darfst loslassen, jemand fängt dich auf
Das ist die einzige Möglichkeit, Oxytocin nachhaltig freizusetzen. Nicht durch eine Technik. Nicht durch eine App. Sondern durch echte menschliche Nähe.
Der Moment, wo Oxytocin steigt
Es gibt diesen Moment. Den Moment, wo du in den Armen von jemandem liegst, der dich einfach hält. Wo du nicht reden musst. Wo du nicht erklären musst. Wo du einfach sein darfst.
In diesem Moment passiert etwas: Dein Körper entspannt. Dein Herzschlag verlangsamt sich. Dein Atem wird tiefer. Und ganz leise, fast unmerklich, steigt Oxytocin.
Du spürst es nicht sofort. Aber nach ein paar Minuten merkst du: Die Anspannung löst sich. Die Brust wird weicher. Die Milch fließt. Und du denkst: “So sollte es sein.”
Das ist keine Fantasie. Das ist Biologie. Das ist, wie dein Körper funktioniert – wenn er sich sicher fühlt.
Du hast das Recht, Oxytocin zu spüren
Du hast das Recht, dieses Hormon zu spüren. Du hast das Recht auf Nähe. Auf Berührung. Auf jemanden, der dich hält, ohne zu erwarten, dass du funktionierst.
Das ist kein Luxus. Das ist ein biologisches Bedürfnis.
Dein Körper braucht Oxytocin, so wie er Wasser braucht. Und wenn er es nicht bekommt, rebelliert er. Mit Schmerzen. Mit Milchstau. Mit dem Gefühl: “Ich halte das nicht mehr aus.”
Vielleicht ist jetzt der Moment
Vielleicht ist jetzt der Moment, wo du erkennst: Ich brauche jemanden, der mein Oxytocin freisetzt. Nicht durch Tricks. Nicht durch Techniken. Sondern durch Präsenz.
Simon sucht eine Frau. Eine Frau, die bereit ist, sich fallen zu lassen. Die bereit ist, zu erleben, was passiert, wenn Oxytocin steigt – wenn jemand da ist, der sie hält.
Vielleicht bist du das. Vielleicht fühlst du beim Lesen dieser Zeilen schon etwas. Ein leises Kribbeln. Eine Hoffnung. Ein “Vielleicht”.
Das ist Oxytocin, das fragt: “Darf ich?”
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