Milchstau kommt immer wieder: Dein Körper schreit, bis du zuhörst
Es ist wie ein Fluch. Du hast gekämpft. Du hast gewärmt, massiert, gepumpt, geweint. Endlich war der Knoten weg. Du hast aufgeatmet.
Und dann, drei Tage später: Derselbe Schmerz. Dieselbe Stelle.
Du fragst dich: “Was mache ich falsch? Lege ich falsch an? Ist mein BH zu eng? Bin ich zu blöd zum Stillen?”
Ich sage dir: Du machst nichts “falsch”. Aber du überhörst vielleicht etwas.
Der Körper als Bote
Wenn ein Milchstau einmal passiert, kann es “Pech” sein. Ein verrutschter Träger, eine lange Nacht. Wenn er immer wieder kommt (rezidivierender Milchstau), ist es kein Zufall. Es ist eine Botschaft.
Dein Körper ist wie ein kleines Kind. Wenn du ihm nicht zuhörst, wird es lauter. Erst flüstert er (ein leichtes Ziehen). Dann spricht er (eine Verhärtung). Dann schreit er (Fieber, Schüttelfrost, Mastitis).
Wenn der Stau immer wiederkehrt, schreit dein Körper: “Hier stimmt etwas Grundsätzliches nicht!”
Die emotionale Blockade
Milch ist Fluss. Milch ist Geben. Damit Milch fliessen kann, muss das System “offen” sein.
Wenn du aber im Leben ständig “dichtmachen” musst, um zu überleben… Wenn du die Zähne zusammenbeisst… Wenn du “die Ohren steif hältst”… Wenn du “den Arsch zusammenkneifst”…
…dann macht auch deine Brust dicht.
Du kannst nicht erwarten, dass ein Teil von dir (die Brust) weich und offen ist, während der Rest von dir (Kiefer, Schultern, Seele) im Verteidigungsmodus ist.
Der wiederkehrende Milchstau ist oft der physische Ausdruck einer emotionalen Überlastung. Er ist der Staudamm, der bricht, weil der Druck dahinter zu gross ist.
Warum Technik nicht reicht
Du kannst den Stau wegmassieren. Das ist wie Wasser aus einem lecken Boot schöpfen. Aber solange das Loch im Boot ist (der Stress, die Einsamkeit, die fehlende Unterstützung), wird das Wasser wiederkommen.
Du behandelst das Symptom (die harte Stelle). Aber du ignorierst die Ursache (den Mangel an Halt).
Die Angst vor dem “Loslassen”
Vielleicht sagst du: “Ich kann aber nicht loslassen! Wenn ich loslasse, bricht hier alles zusammen.”
Genau das ist der Punkt. Dein Körper zwingt dich durch den Schmerz in die Knie, damit du endlich Hilfe annimmst. Er macht dich handlungsunfähig (Fieber), damit du aufhörst zu funktionieren.
Es ist eine brutale Methode. Aber sie ist effektiv.
Wie du den Kreislauf durchbrichst
Du musst aufhören, den Milchstau als “Feind” zu sehen, den man “bekämpfen” muss. Frag dich stattdessen:
- Wann kommt er? (Oft nach Streit? Nach Besuch der Schwiegermutter? Wenn du dich besonders einsam fühlst?)
- Was würde passieren, wenn ich mich jetzt einfach ins Bett lege und liegen bleibe? (Die Welt geht nicht unter. Aber du brauchst Hilfe.)
- Wer hält mich?
Die Lösung für chronischen Milchstau ist oft nicht “noch mehr Lecithin”. Die Lösung ist oft: Ein Mensch.
Jemand, der dir erlaubt, die Rüstung abzulegen. Jemand, bei dem du nicht “funktionieren” musst. Jemand, der deine Brust nicht als “Problemzone” behandelt, sondern als Teil von dir, der Liebe braucht.
Ein Angebot für den Ausweg
Wenn du merkst, dass du in dieser Schleife feststeckst… Wenn du Angst hast vor dem nächsten Stau, noch bevor der alte weg ist…
Dann melde dich. Wir müssen nicht über “Stilltechnik” reden. Wir müssen darüber reden, wie du wieder sicher werden kannst. Wie du einen Raum findest, in dem du weich werden darfst.
Denn wenn du weich wirst, wird es deine Brust auch.
Hör auf zu kämpfen. Fang an zuzuhören.
FAQ: Wiederkehrender Milchstau
Kann es anatomische Gründe geben?
Ja, selten. Verengte Milchgänge oder Narbengewebe. Aber meistens ist die Anatomie okay und der Stressfaktor ist der Auslöser, der das “Fass zum Überlaufen” bringt.
Hilft Abstillen?
Viele Frauen stillen aus Verzweiflung ab. Aber oft verlagert sich das Problem dann nur (z.B. in Migräne oder Rückenschmerzen). Der Körper sucht sich einen anderen Weg, um “Stopp” zu sagen.
Warum immer an der gleichen Stelle?
Das ist deine “Schwachstelle”. Wie bei Menschen, die bei Stress immer Nackenschmerzen bekommen. Deine Brust hat ein “Gedächtnis” für den Schmerz. Umso wichtiger ist es, dieses Schmerzgedächtnis mit positiven Erfahrungen (sanfte Berührung, Entspannung) zu überschreiben.
Was ist “White Spots” (Milchbläschen)?
Ein Häutchen, das den Ausgang verstopft. Es kommt oft wieder. Aber auch hier: Warum wächst das Häutchen? Oft durch mechanische Reibung (falsches Saugen), die wiederum durch Stress beim Baby oder der Mutter entsteht.
Wie lange dauert es, bis der Kreislauf durchbrochen ist?
Sobald du wirklich loslässt (oft durch externe Hilfe), kann es sehr schnell gehen. Oxytocin wirkt sofort. Die Heilung beginnt in dem Moment, in dem du dich sicher fühlst.
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Wissenschaftliche Grundlagen: Chronischer Stress führt zu einer dauerhaften Vasokonstriktion (Gefässverengung), auch in der Brustdrüse. Entspannungstechniken und soziale Unterstützung sind nachweislich effektiver als rein medikamentöse Behandlungen bei rezidivierenden Beschwerden. Studien dazu →