Überforderung als Mama: Wenn du nicht mehr weisst, wie lange du das noch schaffst

· 1071 Wörter Überforderung , alleinerziehend , Erschöpfung , Muttersein , Hilfe , Burnout

Du stehst auf. Du machst Frühstück. Du ziehst das Kind an. Du bringst es weg. Du arbeitest. Du holst es ab. Du kochst. Du räumst auf. Du bringst es ins Bett. Du räumst wieder auf.

Ein Anker für dich: Wenn du später Hilfe brauchst und niemand da ist: Speichere dir diese Notfall-Anleitung ab

Und dann sitzt du da.

Leer.

Nicht müde – das wäre fast angenehm. Leer. Als ob jemand dich ausgehöhlt hat und nichts mehr übrig ist.

Das ist Überforderung. Nicht die dramatische, die zusammenbricht. Die leise, die jeden Tag ein bisschen mehr von dir wegnimmt.

Die Überforderung, die niemand sieht

Von aussen siehst du aus wie jemand, der es schafft. Du bist pünktlich. Das Kind ist sauber, angezogen, genährt. Die Wohnung ist – irgendwie – aufgeräumt.

Niemand sieht, was es dich kostet.

Niemand sieht die Tränen im Badezimmer. Die Panikattacken im Auto. Die Momente, wo du das Kind anschreist – und dich danach so sehr hasst.

Niemand sieht die Nächte, in denen du wach liegst und dich fragst: Wie lange noch?

Diese Überforderung ist unsichtbar. Und genau das macht sie so gefährlich.

Das Gefühl, das du nicht zugibst

Du denkst manchmal: Ich will nicht mehr.

Nicht nicht mehr leben. Aber nicht mehr so. Nicht mehr jeden Tag kämpfen. Nicht mehr jeden Abend erschöpft und allein sein. Nicht mehr dieses Gefühl, dass alles auseinanderfällt, wenn du einen Moment nachlässt.

Du schämst dich für diesen Gedanken. Weil gute Mütter nicht so denken. Weil du dein Kind liebst. Weil du dankbar sein solltest.

Aber Liebe und Überforderung schliessen sich nicht aus. Du kannst dein Kind mehr lieben als alles auf der Welt – und trotzdem am Ende sein.

Das ist keine Schande. Das ist menschlich.

Die Mathematik der Überforderung

Lass mich dir etwas erklären, das niemand ausspricht:

Ein Kind grosszuziehen ist Arbeit für zwei Menschen. Mindestens.

Kochen, putzen, waschen, einkaufen, organisieren – das ist ein Vollzeitjob.

Ein Baby stillen, wickeln, tragen, beruhigen, nachts aufstehen – das ist ein weiterer Vollzeitjob.

Arbeiten gehen, um Geld zu verdienen – das ist ein dritter Vollzeitjob.

Du machst drei Vollzeitjobs. Allein. Ohne Pause. Ohne Urlaub. Ohne Anerkennung.

Das ist nicht “ich schaff das schon”. Das ist unmöglich. Und dass du es trotzdem irgendwie schaffst, macht dich nicht zur guten Mutter – es macht dich zur Heldin.

Aber Heldinnen brennen aus. Auch sie.

Dein Körper zeigt es dir

Vielleicht hörst du nicht auf die Gedanken. Also spricht dein Körper.

Der Milchstau, der immer wiederkommt. Die Verspannungen, die nicht weggehen. Die Kopfschmerzen. Die Erschöpfung, die auch nach acht Stunden Schlaf nicht besser wird (falls du je acht Stunden bekommst).

Forscherinnen haben gemessen: Chronischer Stress verändert deinen Hormonhaushalt. Cortisol bleibt hoch. Oxytocin bleibt niedrig. Dein Immunsystem schwächelt. Dein Körper kann nicht heilen, weil er nie sicher ist.

Die Wissenschaft dahinter →

Diese Symptome sind keine Einbildung. Sie sind keine Überempfindlichkeit. Sie sind der verzweifelte Versuch deines Körpers, dir zu sagen: So geht es nicht weiter.

Warum Selbstfürsorge nicht reicht

Die Ratgeber sagen: Nimm dir Zeit für dich. Mach Yoga. Gönn dir ein Bad.

Aber wie sollst du dir Zeit nehmen, wenn du keine hast? Wie sollst du Yoga machen, wenn das Kind schreit? Wie sollst du baden, wenn du vor Erschöpfung kaum die Augen aufhalten kannst?

Selbstfürsorge ist ein Luxus, den sich Alleinerziehende nicht leisten können. Nicht weil sie es nicht wollen. Weil die Zeit und Energie schlicht nicht da ist.

Was du brauchst, ist nicht “mehr Zeit für dich”. Was du brauchst, ist jemand, der einen Teil der Last übernimmt.

Die Hilfe, die du nicht findest

Du hast vielleicht versucht, Hilfe zu organisieren. Babysitter, die absagen. Familie, die weit weg ist oder ihre eigenen Probleme hat. Freundinnen, die helfen wollen, aber ihre eigenen Kinder haben.

Jedes Mal, wenn Hilfe ausfällt, stirbt ein Stück Hoffnung.

Irgendwann hörst du auf zu fragen. Es ist einfacher, alles selbst zu machen, als sich auf Hilfe zu verlassen, die nicht kommt.

Aber das ist keine Lösung. Das ist Selbstzerstörung in Zeitlupe.

Die Scham, die dich still hält

Du sprichst nicht darüber. Weil du dich schämst.

Andere Mütter scheinen es zu schaffen. (Tun sie nicht – sie verstecken es genauso.)

Du solltest dankbar sein für dein Kind. (Kannst du – und trotzdem überfordert sein.)

Es gibt Mütter, die es schlimmer haben. (Das ändert nichts an deinem Schmerz.)

Diese Scham hält dich still. Sie isoliert dich. Sie macht die Überforderung schlimmer, weil du sie nicht teilen kannst.

Aber Scham ist eine Lüge. Eine Lüge, die dir erzählt wurde, damit du nicht um Hilfe bittest. Damit du funktionierst, egal was es dich kostet.

Die Wahrheit, die befreit

Du bist nicht überfordert, weil du eine schlechte Mutter bist.

Du bist überfordert, weil du einen unmöglichen Job machst – allein.

Menschen sind nicht dafür gemacht, Kinder alleine grosszuziehen. In keiner Kultur, in keiner Zeit der Geschichte war das normal. Immer gab es Dörfer, Grossfamilien, Gemeinschaften.

Du bist nicht das Problem. Die Isolation ist das Problem.

Der Ausweg, den du vielleicht nicht siehst

Vielleicht denkst du: Es gibt keinen Ausweg. So ist mein Leben jetzt.

Aber das stimmt nicht.

Es gibt Menschen, die verstehen, was du durchmachst. Die nicht erwarten, dass du perfekt bist. Die da sein wollen – regelmässig, verlässlich.

Nicht um dich zu retten. Um neben dir zu sein.

Vielleicht ist der erste Schritt, zu akzeptieren: Ich brauche jemanden. Nicht weil ich schwach bin. Weil ich ein Mensch bin.

Der zweite Schritt: Diesen Jemand suchen. Nicht irgendwann. Jetzt.

Über mich und warum ich da sein will →


Wann es Zeit ist, professionelle Hilfe zu suchen

Wenn die Überforderung in Hoffnungslosigkeit umschlägt. Wenn du denkst, es wird nie besser. Wenn du nicht mehr schlafen oder essen kannst. Wenn du Gedanken hast, dir selbst oder dem Kind etwas anzutun.

Dann bitte sofort:

  • Dargebotene Hand: Tel. 143 (24/7)
  • Elternnotruf: Tel. 0848 35 45 55
  • Dein Hausarzt / deine Hausärztin

Du bist nicht allein. Auch wenn es sich so anfühlt.


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Wissenschaftliche Grundlagen: Wie chronischer Stress den Körper verändert – und was wirklich hilft: Alle 16 Studien →

Über den Autor

Simon H. ist kein Therapeut und kein Experte – er ist ein Mann, der eine ehrliche Verbindung sucht. Seine Überzeugung: Die Lösung für viele körperliche Blockaden liegt nicht in Symptombehandlung, sondern in menschlicher Nähe und echtem Vertrauen.

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